Unglaubliche 717 Pferdestärken bringt der Dodge auf die Hinterräder des Zweitonnen Amerikaners. Auch unglaubliche 320 km/h Topspeed sehe ich diesem Neoklassiker nicht an – und schon gar nicht die 3.6 Sekunden für den Paradesprint auf 100km/h. Der Wagen schreit nach Burnouts – welche mittels der speziellen Einstellung Line Lock die Vorderachse blockiert wird, währendem der Gummi qualmend von den Hinterreifen gebrannt wird.
Ich versetze mich sofort in den Retromodus meines Seins in die 70er Jahre zurück. Das Understatement des Dodge von aussen setzt sich beim Einsteigen in den Boliden fort. Hier herrscht Grossserienambiente. Das Interieur wird von zwei bequemen Ledersportsitzen beherrscht. Alles andere scheint aus dem Standard Modell eines Challengers zu stammen. Vergleichbare Sport Limousinen in derselben Preisklasse bieten adliges Leder fürs Armaturenbrett, Alcantara für den Dachhimmel sowie Edelstahl- und Holzelemente für Detailansichten. Das fehlt hier schlicht und einfach. Dafür ist alles auf dem 8,4 Zoll TFT-Display für Poweroptionen ausgelegt, was jedes Sportlerherz höherschlagen lässt.
Nachdem die individuellen Einstellungen vorgenommen worden sind, beginnt das unfassbare Vergnügen, den SRT Hellcat zu starten. Solch ein Sound ist fast nicht in Worte zu fassen. Ich bin begeistert. V8 Sound in ständiger Begleitung eines Kompressorsurrens übertrifft alle Erwartungen des Piloten. Wenn man will, kann man entspannt durch die städtischen Gassen oder ländlichen Strassen cruisen. Die 8-Stufenautomatik schaltet ideal, und dank des schwindelerregenden Drehmoments von 881 Newtonmeter bei 4000 U/Min. ist immer mehr als genügend Power vorhanden, um mit dem Hemi so richtig einzuheizen. Ein kurzer Druck aufs Gaspedal und wir fliegen auf der Geraden. In Serpentinen tauchen die Kurven schneller als erwartet vor mir auf. Zum Glück trägt die Brembo Bremsanlage (390mm) dazu bei, das Schwergewicht sicher und rechtzeitig in die Knie zu zwingen. Genau in dieser Situation kommen die 500kg Mehrgewicht, gegenüber einem Sportwagen mit ähnlicher Leistung, ins Spiel. Fahrkönnen und Besonnenheit helfen in einer Situation wie dieser. Auf jeden Fall stelle ich klar, dass die Hellcat viel Spass und Freude beim Fahren beschert. Wichtige Ausstattungsdetails wie Apple Car Play oder Android Auto sind ebenso an Bord, wie Rückfahrkamera, Totwinkel Assistent, Keyless Entry, Fernlichtautomatik, LED Tagfahr- und Rückleuchten oder elektrische Sitzverstellung und vieles mehr. Das Kofferraumvolumen beträgt 459 Liter analog einem BMW 3er Kombi. Wow.
Ein ganz spezifisches Erste-Welt-Problem – Wie kann ich verhindern, dass Mitarbeiter des Parkservice mit meinem Auto eine Spritztour machen? – lösen die Entwickler mit Schlüsseln. Der Käufer des SRT Hellcat erhält zwei Schlüssel: einer schwarz, einer rot. Der schwarze limitiert Leistung, Schaltung und Steuerung. Nur der rote Schlüssel gibt das volle Potential des Autos frei. Jetzt fehlt in der Schweiz nur noch der Parkservice, wie er im Land der „stars und stripes“ überall angeboten wird...
Wer gerne an Wochenenden bei ¼ Meilen Rennen mitmachen möchte, kann getrost sein, dass mit 11 Sekunden Fahrzeit ein Platz an der Sonne sicher ist. Ferrari, Lamborghini, Porsche oder AMG vermögen diese Zeit wohl kaum zu schlagen.
Fazit: Downsizing? Vernunft? Wer nach diesen Kriterien sucht, ist mit dem SRT fehl am Platz. Trotzdem stellt Dodge dem Fahrer ein paar elektronische Schutzengel zur Seite. ABS, ESP und Traktionskontrolle helfen, den SRT Hellcat auf der Strasse zu halten. Spass für vier Erwachsene ist gewährleistet – sofern den Passagieren nicht die inneren Organe versagen – bei all den Querbeschleunigungen der „Höllenkatze“.
Box:
Dodge Charger Hellcat SRT
Engine: V8 90o Compressor, 6166 cm3, 717HP
Force: 881Nm @4000 U/Min.
Gearbox: 8-Stufenautomat
Performance: 1 - 100 km/h: 3.6 sec
V-max: 320 km/h
Test Consumption: 16.1l /100km
Weight: 2013 kg
Warranty: 2 years 100’000km
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