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Vercors (F) – ein verborgenes Bergparadies


Prolog

Angeblich wurde der Vercors nach dem keltischen Stamm mit dem unaussprechlichen Namen Vertacomicorie benannt. Den Beinamen „Festung“ verdankt das Massiv den steilen Felswänden, die sich wie eine Burg in den Voralpen erheben. Obwohl der Vercors rund 60 x 40 km gross eine geografische Einheit bildet, haben die einzelnen Landstriche einen eigenen Charakter. Das Plateau „quatre Montagnes“ umzingeln Gebirgsketten von bis zu 2341 Metern Höhe in beeindruckenden Reliefs mit unterschiedlichem Klima und Vegetation. Dieses grösste Naturreservat in Frankreich umfasst 17000 Hektar.

Am Fusse des Mont Aiguille erstreckt sich die Region Trièves, ein abgeschiedenes Hochplateau zwischen dem See Monteynard-Avignonnet und dem Gipfel des Grand Veymont. Wir besteigen ein Sportboot und fahren bei herrlichem Wetter bis fast zur Stauseemauer Richtung Norden. Unterwegs begegnen wir vielen SUP und Kajakfahrern, welche unbeirrt ihre Bahnen durch den malerischen See ziehen. Dann gleiten wir nach Süden und stossen auf Unmengen von Kitesurfern, die im Geschwindigkeitsrausch ob des aufkommenden Windes über den See brettern. Kinder machen erste Regatta-Erfahrungen mit ihren Jollen. Kurz vor Ende des Sees fahren wir unter der Hängebrücke „de l’Ebron“ durch, welche rund 85 Meter über uns thront. Später werden wir über die Brücke gehen und den Blick nach unten geniessen. Die Brücke ist nur 120 Zentimeter schmal, aber breit genug, um sich zu kreuzen. Nichts für schwache Nerven. Die Walnuss-Bäume prägen die nördlichen Regionen bei Royans und Vinay, bevor sie spektakulären Schluchten mit schwindelerregenden Bergstrassen Platz machen, die kurvenreich diese wilden Landstriche erschliessen.

Mit dem Bus fahren wir im Nationalpark Richtung Autrans auf gut 1500 Meter über Meer. Von dort gehen wir zum Zielpunkt „Col de la Croix Perrin“ und passieren die „Charande“ auf 1709 m. Trotz der Sonneneinstrahlung und den hohen Temperaturen sind wir zu Fuss unterwegs. Die Höhenluft ist phantastisch. Die Flora und Fauna erinnern an die Jurabergketten zwischen der Schweiz und Frankreich. Eine stille Landschaft, über der ich sogar einen Königsadler kreisen sehe. Wow.

Der Vercors bietet Abwechslung in allen touristischen Belangen. Natur und Sport sind die wohl beste Kombination für erholsame Ferien. Die Landschaften im Vercors bieten für Biker ideale Voraussetzungen. Über steinige Wege zwischen Bergwiesen fahren, einen grandiosen Ausblick geniessen oder eine Rast im Gras machen, um den Flug eines einheimischen Geiers zu beobachten, das sind die Glücksmomente der Mountain-Biker. Andere schätzen den Adrenalinstoss einer rasanten Abfahrt. Ob sportliche Herausforderung oder Familientour mit E-Geländerädern, es gibt attraktive Strecken für alle. Andere Sportarten wie Klettern, Bergsteigen, Wandern, Paragliding, Familientouren oder Wassersport. Natürlich hat auch die Gastronomie eine zentrale Bedeutung. Um die landwirtschaftlichen Produkte schon vor dem Genuss kennenzulernen, sind Besichtigungen der auf Besucher eingestellten Bauernhöfe geeignet. Die Landwirte sind stolz auf ihre Arbeit. Sie zeigen gern ihre Tiere und die Erzeugnisse vom Hof, welche dort probiert werden können. Im Vercors bemühen sich die Züchter um den Erhalt der lokalen Rinderrasse „Villarde“, deren Milch für den Blauschimmelkäse „Bleu du Vercors-Sassenage“ mit dem AOP-Gütezeichen unabdinglich ist. Dieser Käse wird aus Abend und Morgen Milch von „Villarde“ und einer anderen Rasse hergestellt. Er schmeckt frisch, ohne dass der Blauschimmelgeschmack überhandnimmt. Er mundet kalt oder warm hervorragend. Genau wie der Käse werden auch die manchmal damit gefüllten „Ravioles“ nach alt überliefertem Verfahren hergestellt. Die Produktion der seit dem Mittelalter bekannten Nudelspezialität können Feinschmecker in zwei Familienbetrieben in „Saint-Jean de Royans“ und „La Chapelle en Vercors“ besichtigen. Eine weitere Käsesorte, welche jeder unbedingt probieren muss, ist der zart-cremige „Saint-Marcellin“ mit dem IGP-Gütezeichen. Mit den Walnüssen der Sorte „Noix de Grenoble“ sind die Käse aus dem Vercors ebenso einfache wie köstliche Leckerbissen. Walnüsse aus Grenoble sind eine weltbekannte Spezialität. Allein der Blick von der Höhenstrasse der Nan-Schlucht auf die 150‘000 Nussbäume des Anbaugebietes „Pays de Vinay“ ist ein Genuss. Die „Andouillette“, eine Wurstspezialität aus Innereien habe ich zwar probiert, weise aber darauf hin, dass ich einer Verköstigung abrate. Ich rieche und schmecke die inneren Werte der Schweine, Kälber und Enten wörtlich. Die Weinlagen im Gebiet „Vercors Trièves“ sind ein wertvolles Erbe. Ein engagierter Winzerverein bemüht sich um die Erhaltung und produziert mit alten Rebsorten erneut die selten gewordenen Weine. Diese kann man direkt bei den Winzern oder in einigen Lebensmittelgeschäften vor Ort beziehen. Exklusiv.

Epilog

Lion oder Grenoble sind die nächstgelegenen Destinationen, welche aus der Luft, auf Schienen oder Rädern anzusteuern sind. Von dort aus dauert es kaum eine Stunde bis hinauf in den Nationalpark. Endlich angekommen finde ich mich inmitten der Natur. Und genau das erleben Besucher. Weit weg vom Massentourismus der Landeshauptstadt – abgelegen, abwechslungsreich, idyllisch und persönlich behalte ich den Vercors in bester Erinnerung.

www.inspiration-vercors.com

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