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Bilder: zVg

Ritt auf der Kanonenkugel der Luxusklasse


Ganz schön überrascht hat er mich – der Amerikaner mit dem selbstbewussten Namen Cadillac. Soviel Agilität habe ich von einer 5.18 Meter langen Stufenhecklimousine wahrlich nicht erwartet.

Cadillac ist seit 1902 ein führender Premium-Automobilhersteller. Das heutige globale Wachstum verdankt Cadillac seinem erweiterten Produktportfolio mit unverwechselbarer Designsprache und fortschrittlicher Technologie. Der CT6, so die Modellbezeichnung des Testwagens, klopft bei bekannten Modellen wie dem Audi A8, BMW 7er, Mercedes S-Klasse oder dem Jaguar XJ an und setzt sich beim Casting gekonnt in Szene.

Der erste Eindruck hat bekanntlich keine zweite Chance. Die Proportionen gefallen mir auf Anhieb. Relativ schnell finde ich mich im Fahrzeuginnern zurecht: Sitze, Lenkrad, Bordcomputer, Radio und Navi sind einfach einzustellen – und los geht der Test. Eigentlich erwarte ich von einem Auto aus dem Land der „Stars and Stripes“ das berühmte V8-Blubbern und sehr viel Drehmoment. Aber welch’ eine Enttäuschung im ersten Augenblick: Der bekannte V8 musste einem 3,0-Liter-TwinTurbo-V6-Motor mit 417 PS, 555 Nm Maximaldrehmoment und einer Achtgangautomatik weichen. Nun, gerade dieser Powertrain hat mich total überwältigt. Mit Schub ohne Ende, auch jenseits der 200km/h Marke, schiebt mich der CT6 vehement vorwärts. Auf jedem der 1400 Test-Kilometer fühle ich mich absolut sicher. Ob während Autobahnfahrten mit häufigem Abbremsen und Beschleunigen, bei engen Serpentinen im Gebirge oder im städtischen Parkhaus, ich werde von einer Agilität überzeugt, die eher einem Kleinwagen entspricht. Ich habe nach Begründungen gesucht und Folgendes gefunden: Eine Fusion-Frame-Karosseriestruktur reduziert das Gewicht des CT6. Das souveräne Handling, mein hohes Sicherheits-Gefühl und die Wendigkeit sind Resultate der aktiven Hinterachslenkung, des Allradantriebs und „Magnetic-Ride-Control“-Fahrwerks. Bravo.

Damit ich mich als Fahrer in einem Wagen wohl fühle, muss ich mir der Umgebung bewusst sein. Am Volant des CT6 bin ich intensiv ins Fahrzeug integriert aufgrund des Einsatzes von Technologien, welche die Wahrnehmung der Umgebung schärfen. Dies geschieht dank aktiven Fahrwerkssystemen für präzises Handling, optimaler Fahrzeugkontrolle und dem Twinturbo-Motor, der jederzeit souveränes Leistungspotenzial bereitstellt. Auch meine Passagiere, sowohl Copilot als auch „Backseatdrivers“, können den markentypischen Komfort, Luxus und Konnektivität auf höchstem Niveau geniessen. Einen deutlichen Sicherheitsgewinn bietet ein kamerabasierter 360-Grad-Überblick rund um das Fahrzeug, der Objekte im Totwinkel-Sichtbereich des Fahrers auf dem 10,2“ Display anzeigt. Ebenfalls an Bord ist eine Fussgängererkennung, die mit Alarm- sowie automatisierten Bremsfunktionen das Risiko von Kollisionen mit Fussgängern zusätzlich minimiert. Ein optimiertes „Night Vision-System“ schliesslich identifiziert bei Dunkelheit Personen, grössere Tiere und Fahrradfahrer über deren Wärmeabstrahlung und macht sie via Display im Kombiinstrument deutlich sichtbar. Als Industrieneuheit auf dem Automobilsektor kommt in diesem Allradler erstmals eine Rückspiegelkamera mit Full-Display-Technologie zum Einsatz. Die Kombination eines konventionellen Innenspiegels mit modernster Kameratechnologie projiziert ein um 300 Prozent vergrössertes Sichtfeld als HD-Videostream in den Rückspiegel. Der Fahrer sieht genau, was sich – auch im weiteren Umkreis – hinter dem Fahrzeug tut. Genial. Exzellenten Bedienkomfort bietet zudem ein Display mit 1280 x 720-HD-Auflösung, Konsolen-Touchpad und kapazitiver Touch-Technologie. Es reagiert nicht nur verzögerungsfrei auf Scrollbewegungen, sondern erkennt auch handschriftliche Eingaben bei der Suche nach Adressen oder Sehenswürdigkeiten. Das Touchpad ermöglicht das Steuern dieser Features „aus dem Handgelenk“ mit abgelegtem Arm auf der Mittelkonsole, ohne dass dazu der Touchscreen berührt werden muss. Zur Verfügung stehen den Insassen des CT6 darüber hinaus Annehmlichkeiten wie eine drahtlose Handy-Aufladefunktion, welche in meinem Testwagen leider versagte.

Nochmals zurück zum Powertrain: Der Cadillac 3,0-Liter-Twinturbo-Motor gehört mit einer Leistung von 307 kW – entsprechend einer Literleistung von 139 PS (102 kW) – sowie einem maximalen Drehmoment von 555 Nm zu den stärksten V6-Triebwerken dieses Segments. Einen wesentlichen Effizienzbeitrag leisten dabei die bei einem V6-Turbomotor industrieweit erstmalige Verwendung einer Zylinderabschaltung (Active Fuel Management) sowie ein achtstufiges Automatikgetriebe. Alles spielt einwandfrei zusammen. Ich habe nie einen V8 vermisst, sondern einen Freund gefunden, welcher in anderen Modellen wie dem XT5 für Furore sorgen würde.

Einen weiteren Beitrag zur Agilität und Fahrpräzision leistet die aktive Hinterachslenkung. Bei niedrigen Geschwindigkeiten schlagen dabei die Hinterräder entgegengesetzt zu den Vorderrädern ein, um durch einen verkleinerten Wendekreis die Handlichkeit zu verbessern und Park- und Rangiermanöver sowie langsames Kolonnenfahren zu erleichtern. Bei hohen Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder parallel zu den vorderen ein und stabilisieren so schnelle Spurwechsel und Ausweichmanöver. Auch unter widrigen Fahrbahn- und Wetterbedingungen, beispielsweise auf Schnee oder Eis, optimiert die aktive Hinterachslenkung das Fahrverhalten des CT6.

Genauso vermag der Cadillac im Innern aufzutrumpfen. Mit einer einzigartigen Kombination aus Leder, Hölzern und Karbon vermittelt das stilvolle Ambiente den Eindruck moderner Handwerkskunst, wobei die kraftvollen, in fliessenden Linien gestalteten Proportionen des Armaturenbereichs für starke Präsenz sorgen.

Höchste Behaglichkeit garantieren die mit Premium-Opusleder bezogenen Komfortsitze. Passende Zusatzfeatures wie Lendenwirbelunterstützung, neigungs-verstellbare Sitzflächen und Rücksitze, Massage-, Heiz- und Kühlfunktionen sowie einer Armlehne mit integrierter Mediensteuerung einschliesslich HDMI- und USB-Ports bieten zusätzlichen Luxus. Ein Quadzone- Klimasystem mit luftreinigender Ionisierung sowie sekundärer Heizungs-, Lüftungs- und Klimaregelung ermöglicht es den Passagieren, Temperatur und Lüftung für jeden Sitzplatz individuell einzustellen.

Zur Ausstattung des CT6 gehören ausserdem ein umfangreiches Rücksitz-Infotainmentsystem mit (in den Rückenlehnen der Vordersitze) versenkbaren 10-Zoll-Displays und die Konnektivität mit externen elektronischen Geräten.

Mit insgesamt 34 strategisch positionierten Lautsprechern sorgt das erstmals in einem Cadillac-Modell verwendete Panaray-Audiosystem von Bose für ausgezeichnete Klangdynamik, Bandbreite und Soundwiedergabe, wobei – ebenfalls erstmalig in einem Automobil – Design- und Technologiebausteine der Bose-Home-Entertainment- und Professional-Audio-Systeme zum Einsatz kommen.

Fazit: Der grosse CT6 bereit all denjenigen viel Freude, welche möglichst alles in einem Fahrzeug vereinen möchten, Spass und Komfort auf vier Plätzen wünschen und ihr Äusseres dynamisch statt in langweiliger Uniform präsentieren wollen. Münchhausens Ritt auf der Kanonenkugel ist mein „Märchen“ Vergleich mit den gesammelten Erfahrungen des CT6, welcher übrigens in Detroit selbst hergestellt wird. Schade, dass Fahrzeuge dieser Klasse heutzutage auf den Strassen so selten anzutreffen sind.

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