Walther Pontresina – das familiäre Grand Hotel
- Daniel Jauslin (dja)

- 14. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Dieses klassische, alpine Grand Hotel überzeugt durch harmonisch gelebte Gegensätze. Als Mitglied der renommierten Relais & Châteaux-Vereinigung vereint es stilvolle Grosszügigkeit mit familiärer Herzlichkeit – ein Anspruch, den die Inhaberfamilie Walther bereits in dritter Generation pflegt. Kulinarisch spiegelt sich das entspannte, moderne Lebensgefühl in vielfältiger Weise wider: mit festlichen Genussmomenten im prachtvollen Jugendstilsaal oder mediterraner Leichtigkeit in der charmanten La Trattoria. Eine exklusive Wellness-Oase, Gourmet-Halbpension, Tennisplätze und ein hauseigenes Parkhaus zählen zu den zahlreichen Annehmlichkeiten, welche den Aufenthalt im Hotel Walther unvergesslich machen.

4-Sterne Superior verkörpern im Bergsteigerdorf Pontresina eine ideale Mischung aus Luxus, Komfort und Eigenständigkeit. Früher hiess das Hotel Palace, möglicherweise eine Hemmschwelle für Einheimische. Seit 1964 verbinden die Gäste den Namen Walther mit dem 1907 eröffneten Grand Hotel. Das Walther besitzt eine umfangreiche alpine Gartenlandschaft und liegt am Ende des Dorfes. Wir werden herzlich empfangen. Um Auto und Gepäck müssen wir uns nicht sorgen. Lediglich das kostenpflichtige Aufladen unseres nachhaltigen Fahrzeuges wir überraschenderweise gezwungen selbst in die Hand nehmen.
2015 haben die Eigner die Zukunft des Hotels geplant und setzten dies konsequent um. Die Rundbogen der Fenster im Foyer wurden wieder in den Originalzustand versetzt, ohne auf zeitgemässe, technische Ergänzungen zu verzichten. Wenn die schweren Vorhänge zugezogen werden, kommen Bilder zum Vorschein, welche den Raum der Lobby ideal abschliessen. Auch die Sitzmöglichkeiten sind so gestaltet, dass alle Gäste die Möglichkeit haben, ihren Bedürfnissen entsprechend Platz zu nehmen: Schreibsekretär, chillige Sofas, bequeme Sitze oder Bestuhlung samt passendem Tisch für ein Kartenspiel. Die Technik wurde im Hintergrund gehalten und bleibt für uns Gäste «unsichtbar». Der Empfang trumpft mit drei riesigen Blöcken aus weissem Carrara Marmor auf. Wärme in Kombination mit Bildhauersymbolen treffen auf ankommende Gäste. Stuck ziert die Decken im ganzen Hotel.

Wir werden auf unser Superior Zimmer geführt, welches Teil eines der Türme ist. Es weist eine entsprechende Rundung auf und spricht uns an, denn eine kleine Rundsitzgruppen im Turm wie auch ein bequemer Sessel gehören zur Ausstattung. Das Doppelbett ohne Topper befinden wir als äusserst bequem. Farblich passt alles geschickt zusammen – ausser der einen dunkelbraunen Wand. Wir haben ausreichend Möglichkeiten unsere Divices zu laden. USB und USB-C sind vorhanden. Bravo. Ein kleiner hübscher Balkon samt zwei Stühlen mit Clubtisch und einem Sonnenschirm sind Teil unseres lichtdurchfluteten Zimmers. Das Bad gefällt uns sehr: Dusche, Badewanne, WC und ein Doppelwaschbecken sind traditionell gestaltet und erfreuen sich einer idealen Einteilung. Der Makeup Spiegel ist beleuchtet, die Badetuchhalterung gleichzeitig beheizt. Die kostenlose Minibar steht im Eingangsbereich, zusammen mit einer Garderobe. Bei offener Balkontüre hören wir nachts die rege befahrene Strasse zwischen Bernina und St. Moritz.

Wellness
Das moderne Hallenbad ist ansprechend gross. Durch die Glasfront kommt viel Licht ins Innere. Coole Wandmalereien zieren den Raum und hauchen ihm Leben ein. Auch ein Whirlpool steht uns Gästen zur Verfügung. Leider sind die Wasseraktivitäten automatisch geschaltet – Gäste können nicht nach eigenen Wünschen sprudeln, sondern dann, wenn das Programm es zulässt. Eine Türe führt zum Aussenbereich in den alpinen Garten des Hotels, wo Liegen zum Entspannen und Sonnen bereitstehen.

Aktivitäten
Die umliegende, majestätische Bergwelt bietet eine unglaubliche Vielfalt an Aktivitäten. Wir profitieren von hoteleigenen E-Mountainbikes, mit welchen wir zum Morteratsch Gletscher radeln. An 16 Stationen informiert der Weg über den Gletscher, der sich über die letzten Jahrzehnte immer weiter zurückgezogen und eine archaisch wilde Landschaft preisgegeben hat. Ein Highlight im Sommer ist die Alp-Schaukäserei Morteratsch.

Grand Restaurant
Im prachtvollen Jugendstilsaal entfaltet sich eine faszinierende Symbiose aus geschichtsträchtiger Eleganz und zeitgemässer Raffinesse. Originale Elemente aus der Belle Époque verschmelzen auf stilvolle Weise mit moderner Innenarchitektur – ein lebendiger Dialog zwischen Tradition und Innovation. Feinsinnig abgestimmte Materialien, kunstvoll inszenierte Farben und Stoffe sowie überraschende Details aus Kunst und Handwerk verleihen dem Raum eine Atmosphäre, die den Rahmen für unvergessliche Genussmomente schafft.

Hier beginnt der Tag am reichhaltigen Frühstücksbuffet. Alles was das Herz begehrt, wird vom emsigen Personal aufgetischt. Alles andere holen wir selbst. Wurstwaren, Käse, frische Früchte, Salsiz und beim Brotangebot und den «Gipfeli» die besten Laugenstangen, welche ich je verkostet habe – kein Wunder, stammen diese von der bekannten Bäckerei/Konditorei «Kochendörfer» gegenüber. Auch die kleinen Schokoladen Muffins sind eine Verführung wert. Die Ovomaltine kommt geschäumt, was genau meinen Vorstellungen entspricht. Leider sind die winzigen Gläser für das morgendliche Wasser viel zu klein.
Abends erleben wir eine modern interpretierte französische Küche, die mit täglich wechselnden Auswahlmenüs für raffinierte kulinarische Erlebnisse sorgt. Suppe, Forelle mit einer Weissweinreduktion, auf den Punkt gegartes Lamm, Flusskrebse, Fisch und Schwein sind stimmig und schmecken hervorragend. Abschliessend eine Käseauswahl vom Wagen mit entsprechend passenden und brillanten Käse. Die Desserts empfinden wir als unbedeutend.

La Trattoria
Besonders eindrucksvoll zeigt sich die mediterrane Seele im Hotel Walther in der lebhaften La Trattoria – einem kulinarischen Treffpunkt, an dem italienischer Genuss und südländische Lebensfreude stilvoll zelebriert werden. Die Küche präsentiert sich authentisch und geschmackvoll reduziert auf das Wesentliche: ehrliche Aromen, meisterhaft kombiniert, ganz ohne überflüssige Inszenierung. Im Mittelpunkt stehen frische, hausgemachte Pastavariationen – gefüllt, geschnitten, gepresst oder kunstvoll gedreht – begleitet von raffiniert komponierten Antipasti, klassischen Fleisch- und Fischgerichten sowie verführerischen Desserts. Das Ambiente: charmant-verspielt mit liebevollen Referenzen an die italienische Kultur – lebendig, farbenfroh, herzlich. Das kleine und feine Schmuckstück liegt im Untergeschoss mit eigenem Eingang für Gäste ausserhalb des Hotels. Schon das Lesen der Karte bereitet Spass. Wir bestellen unter anderem Saltimbocca und Thunfischtartar. Wir sind hochauf verzückt und geben Höchstnoten für die Zubereitung, das Ambiente und das Personal. Wow.

Fazit
Früher nahm die Mode noch grossen Einfluss auf die Architektur. Die Gänge wurden entsprechend breit gestaltet, damit die Damen mit ihren ausladenden Reifröcken einander ungestört begegnen konnten. Rolf Sachs wurde für Ideen und Gestaltung zugezogen, was sich bis heute positiv auswirkt. Überall erfreuen uns frische Blumen Arrangements. Auffallend ist auch der Aufzug, auf welchen wir viel zu lange warten müssen. Zimmer und Essen wirken harmonisch. Wir erholen uns ausgezeichnet und erfreuen uns an vielen Details, wie zum Beispiel die Decke voller alter Eimer als Basis für individuell gestaltete und Wandpaneele in der Bar. Der einfallsreiche Barkeeper bereitet eigens für uns Virgin Drinks zu, welche nach unseren Wünschen entsprechend himmlisch munden. Bravo. Das Check-out erleben wir unkompliziert und angenehm.








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