Thomas Edison, Galileo oder Marie Curie haben es geschafft, mit neuer Denkart und Erfindergeist als Genies und nicht als Spinner der Welt in Erinnerung zu bleiben. Vergleichbar hat Schreiner Lukas Gwerder konsequent nach Wegen gesucht, um traditionelles Handwerk mit innovativen Lösungen zu verbinden. Haus Eins ist das Resultat des mutigen, damals 28-Jährigen. Nicht etwa Beton bildet das Fundament des Hauses, sondern Steine des Grundstückes, worauf es erbaut wurde. Das Gerüst besteht aus Mondholz und ist mit dicken Schindeln von der Rotzeder geschützt. Abdichtende Folien sind durch Naturmaterialien ersetzt worden – also kein Tropfen Leim. Am Ende bleiben nur noch die gesetzlich vorgeschriebenen, implementierten Bauelemente, sowie Teile der Innenausstattung. Alles andere würde zu Erde. Natur pur. Das Erste seiner Art – Haus Eins.
In Seelisberg im Urkanton Uri (CH) auf 691 Meter über Meer liegt das Anwesen abgeschieden in einer prächtigen, natürlichen Umgebung in Hanglage 258 Meter über dem Vierwaldstättersee. Uns erwartet ein Ferienhaus mit unbehandeltem Holz, von Hand gebrochenem Stein, mit Quarz durchsetztem Lehm und heimeligem Tonofen in der Wohnstube. 20'000 Holzdübel und Edelstahlschrauben halten einzelne Komponenten zusammen. Innovation gepaart mit Tradition. Hier konnte sich ein Pionier austoben. Offene Raumgestaltung, gemütliche Kuschelecken, grosse Liegeflächen und Schaukeln an der Kücheninsel sind Details, welche wir erleben und schätzen. Drei Doppelschlafzimmer, zwei Badezimmer und ein Loft mit einem Matratzenlager für bis zu vier Kinder. Just neben dem Entrée liegt ein riesiger Garderoberaum, ausgerüstet mit zwei Rucksäcken, Regenschirmen, Überziehschuhen und einem halben Dutzend Akkulaternen für einen sicheren Abendspaziergang im Garten oder durch das nächtliche Haus. Witzig. Eine massive Wendeltreppe führt in die beiden oberen Stockwerke. Die Kingsize Betten sind bequem, die Daunendecken ausschliesslich wintertauglich – sprich, im Sommer viel zu warm.
Bei unserer Ankunft steht für die Mahlzeit Nummer eins im Haus ein Korb mit den Zutaten für Pasta Napoletano und eine Flasche feinster Roter bereit, so dass wir ohne einzukaufen in Ruhe den ersten Abend einläuten können.
Während der morgendlichen Dusche erleben wir einen einzigartigen Weitblick auf die umliegenden Berge und den See. Mit dem im Nassbereich verwendeten Kalkputz haben bereits die Berber in Marokko ihre Zisternen abgedichtet – und Visionär Lukas hat nachträglich alles mit einem Naturöl versiegelt. Uns fällt auf, dass im Haus alle Ecken mehr als 90 Grand messen. Dank dieser Bauart und den Mauern aus soliden Hanfmatten mit einem Hanf-Kalk-Gemisch ist ein ausgewogenes Raumklima garantiert. Cool.
Ein weiteres Highlight ist der 3200 Quadratmeter messende, am Waldrand gelegen Garten. Mit 130 Tonnen heimischem Quarzsandstein wurden Terrassen und Wege auf unterschiedlichen Ebenen geschaffen, welche harmonisch ineinander übergehen. Dadurch sind Oasen unterschiedlicher Art entstanden. Die Ebene mit Badeteich bietet auch einen HotTub aus Thermofichte, den wir mit Brennholz innerhalb von drei Stunden auf über 40 Grad aufheizen können. Baden mit Goldfischen erleben wir im Teich, welcher durch eine Umwälzpumpe ökologisch selbstreinigend ist. Auf der untersten Ebene im Garten steht eine Fasssauna aus wohlriechender Arve. Direkt davor ein Steinbrunnen, welchen wir zur Abkühlung mit frischem Bergwasser füllen. Wow. Unzählige Gartenkräuter, Beerensträucher und frische Minze stehen für das Zubereiten von Mahlzeiten oder Tees allen Gästen zur Verfügung. Bequeme Lafuma Liegen (Bericht in Heft 8) versetzen uns in Freude, Lese- und Entspannungsmodus. Nach ein paar Stunden auf dem Holzdeck zwischen Badeteich und Hot Tub wünschten wir uns, den romantischen, aber geräuschvollen Wasserfall abstellen zu können, dessen Wasser stetig in den Teich plätschert.
Die im Haus bereit liegenden, kuscheligen Bademäntel sind uns nach einem Bad sehr willkommen. Draussen fehlt leider die Möglichkeit, diese aufzuhängen, ebenso passende Beistelltischchen zu den Liegestühlen für Drinks, Sonnencreme, Lesematerial oder das Handy. Grosse Tische mit Glatz-Schirmen und -Füssen sind vor und hinter dem Haus platziert. Somit können wir, je nach Sonnenstand, den richtigen Essplatz ansteuern.
Fazit: Ein paar Tage in diesem Naturparadies zu erleben versetzt uns in tiefe Erholung. Wir befinden uns nur ein paar Gehminuten von der Rütli-Wiese entfernt, jenem Punkt, wo die drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden die Schweiz gegründet haben sollen. Wir empfehlen passendes Schuhwerk für den Aussenbereich, denn Natur bedeutet auch Unebenheiten und Stolpersteine. Wir erinnern uns gerne daran zurück, wie unsere Blicke über den weitläufigen Garten, den früchtetragenden Kirschbaum und die prächtig blühende Linde – welche den Duft der Blüten mit der Landluft vermengt – hinweg zum See hinunter schweiften. Ein hochwertiger Genuss für Architektur- und Naturliebhaber in der schönen Zentralschweiz.
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