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Hotelkette der Gastlichkeit – Victor’s


13-mal steht Victor’s in Deutschland für Wohlfühl- und Genussmomente. Wir haben im Saarland ein Vier- und Fünfsterne Hotel besucht und sind ob der Gastfreundschaft der Häuser sehr erfreut. Der aus dem lateinischen abgeleitete Namen «Gewinner» suggeriert höchste Ansprüche an Hotel und Gastronomie.

Das Saarland ist uns nicht wirklich bekannt. Der Tourismus dort erwacht langsam aus dem Dornröschenschlaf. Vor Ostern – egal, wie warm die Sonne bereits scheint – die Schifffahrt auf der idyllischen Mosel schläft noch tief. Eine Landeshauptstadt wie Saarbrücken ist nicht mit anderen Metropolen im Land von schwarz/rot/gold zu vergleichen. Aber ein sonniger Frühjahrs-Samstag lockt die Bevölkerung des Dreiländerecks Luxemburg, Frankreich und Deutschland aus ihren Häusern. So wird Agglomeration und Stadt gut bevölkert. Unsere erste Destination ist das Residenz Hotel in Saarbrücken, just am pittoresken Deutsch-Französischen Garten gelegen.

Das elegante 4-Sterne Superior Hotel setzt den Charme in der Brasserie Chez Victor’s fort und setzt somit auch auf eine ausgezeichnete französische Küche – samt Chef. Unsere Junior Suite bietet ausreichend Platz und ein grosses Badezimmer mit Wanne und Dusche. Die komfortable Sitzecke und ein kleiner Schreibtisch runden das Ambiente ab. Der Blick zum Garten hilft die Stimmung der Umgebung wahr- und aufzunehmen. Wir können unser Elektroauto laden und unsere Fahrräder, die uns fast überall hinbegleiten, ideal unterbringen. Das Hotel ist sauber und gepflegt, das Frühstücksbuffet macht einen guten Eindruck und das vielfältige Angebot an Brötchen, Brot, Käse, Wurstwaren und Eierspeisen sind eine gewollte Ergänzung zu den Süssspeisen.

Die Erfahrungen mit dem Zimmerservice waren punkto Speisen gut, aber leider wurde das Serviertablett nicht am selben Abend wieder abgeholt. Die Zimmerreinigung ist ordentlich. Die Mitarbeiter, welche wir kennen gelernt haben, waren auffallend freundlich und zuvorkommend. Für die Erkundung von Saarbrücken und Umgebung empfehlen wir das Haus sehr gerne weiter.

Die Saarland-Card, welche wir im Hotel kostenlos erhalten, ist ein Freipass für alle öffentlichen Verkehrsmittel, Eintritte in Museen oder Kulturstätten wie das Weltkulturerbe Völklinger-Hütte. Ein Muss für jeden Besucher im Saarland. Saarlouis ist ein Shopping Ausflug wert. Dort empfehlen wir das Warenhaus Pieper.

Ebenfalls in Saarlouis ist «The Grill», ein Steakhouse von Victor’s, wo ein leckeres Abendessen auf uns wartet. Der Menüsalat für 3 Euro ist riesig, schmeckt lecker, wurde jedoch leider in viel zu viel Sauce ertränkt. Das «Dry-Aged Filet Beef» hat den unverkennbaren Geschmack, welcher durch die Trockenreifung des Fleisches erreicht wird. Bei diesem Reifeprozess wird das Fleisch am Knochen über einen gewissen Zeitraum bei kontrollierter Temperatur und Luftfeuchtigkeit abgehängt. Trockengereift, wie man dann eben sagt. Die Zartheit für ein Filet Stück war nicht ideal. Bestellt «rosa» – geliefert «saignant», das sind rund 10 Grad Kerntemperatur zu wenig. Die hauseigene «Bacon-Jam» ist fantastisch, würzig süss und passt perfekt zum Steak. Die Spargeln schmecken sehr gut und die dazu servierte Hollandaise ist hausgemacht. Das Iberico Schwein ist zart und wird von uns am Tisch auf einem heissen Stein auf den Punkt gegart. Wir vermissen den typischen nussartigen Geschmack des Fleisches, der durch das Fressen der Eicheln von Stein- und Korkeichen sowie diverser Kräutern erzielt wird. Leider fehlen grosszügige Stoffservietten, welche uns vor den Spritzern der Zubereitung am Tisch schützen. Die hauchdünnen Papierservietten sind im Steakhouse ein stilloser «Fauxpas». Auch die Süssspeisen schmecken.

Das hotelinterne Bistro «Chez Victors» im Residenz-Hotel Saarbrücken ist ein Erlebnis: Frische Austern, dazu eine hervorragende, saure Schalottenvinaigrette sind eine Verführung. Die französische Zwiebelsuppe mit Hut (mit Käse überbackener Toast) ist zwar etwas sauer (hier wäre eine Zubereitung mit lokalem, lieblichen Moselweisswein idealer), aber auf jeden Fall «à la Tricolore». Cool. Ein Rindertartar klassisch am Tisch zubereitet – also ganz nach meinem Wunsch – ist traumhaft. Die dazukommenden Pommes Frites sind schlaff und ungeniessbar und passen nicht zum tollen Tartar. Nachdem ich Toast dazu bestelle, gehen meine Genussknospen wieder auf Erkundungstour und erfreuen sich ob der Köstlichkeiten. Frisch zubereitete Windbeutel sind die besten, die wir je gekostet haben. Das «Mousse au Chocolat» ist sehr gut.

Victor’s «The Restaurant» liegt mitten in einem Wohnquartier mit grossem Garten und gehört zum Victor's Residenz-Hotel Rodenhof. Die Räume sind klein genug, um eine Wohlfühl-Atmosphäre sicher zu stellen. Hier sind Stoffservietten Standard. Danke. Ein Salat mit Steakstreifen und Champignons ist hervorragend. Aber auch hier – zu viel Sauce. Der Ruccola Salat mit hauseigenem Dressing ist spitze und ist grosszügig mit gerösteten Pinienkernen dekoriert. Lecker. Anschliessend Ravioli, mit Pecorino Käse und Feigen an einer pikanten Tomatensauce. Das Original Wiener Schnitzel hat die Erwartungen nicht erfüllen können. Die Panade hält nicht am Fleisch und das Schnitzel ist viel zu buttrig. Haushaltspapier zum Abtropfen würde schon ausreichen… Die Preiselbeeren und Kapern passen hingegen hervorragend dazu. Beim Dessert werden alle Extrawünsche erfüllt und unser Verlangen nach Süssem wird mit «Crème Brûlée» und warmen «Chocolate brownies» vollends gestillt.

Der Saar entlang fahren wir zur weltbekannten Saarschleife, wo der Fluss eine 180 Grad Wende nimmt. Der Fussmarsch vom Parkplatz zum Aussichtsturm dauert rund 15 Minuten. Dort angekommen, erleben wir trotz wolkigem Wetter mit seltenen Sonnenstrahlen eine Natur, die uns sehr beeindruckt. Auch die Römische Villa in Borg ist sehenswert. Diese wurde auf dem ursprünglichen Fundament neu aufgebaut. Unzählige Fundstücke wurden in die Villa integriert und vermitteln den Besuchern die Lebensweise der Römer vor Jahrtausenden. Beeindruckend. Das «Chateau des Ducs de Lorraine» im französischen Sierck les Bains ist ebenfalls einen Besuch wert. Es zeigt, wie die Herzöge von Lothringen bereits im 11. Jahrhundert auf den Felsen entlang der Mosel gebaut und gelebt haben. Unser High-Light ist die Fahrradtour entlang der Mosel ab dem Hotel Berg. Wir fahren durch Naturschutzgebiete, zählen die verschiedensten Vogelarten, ruhen auf lauschigen Bänken und fahren durch Schengen, eine kleine luxemburgische Gemeinde, welche durch das Schengener Abkommen (Abschaffung der stationären Grenzkontrollen) weltberühmt wurde. Auch auf der luxemburgischen Seite ist die Mosel ein Traum. Naturschutzgebiet mit entsprechender Flora und Fauna sind fantastisch und bieten das so sehr gesuchte «Slow Life».

Diese Entschleunigung erleben wir auch im Residenz Hotel Schloss Berg. Das einzige 5-Sterne Haus der Gruppe liegt unweit der Mosel in Nennig im Herzen malerischer Weinberge.

Der gesamte Hotelkomplex, der aus einem Bau im Stil einer italienisch-mediterranen Villa und einem Renaissance-Schloss besteht, beherbergt insgesamt 95 Zimmer und exklusive Suiten. Direkt neben dem Superior Hotel liegt das märchenhafte Schloss mit romantischen Zimmern und Suiten – für alle jene, welche die Verspieltheit eines Zimmers über die klassische Beherbergung stellen. Wir kommen in einer sogenannten Götter Suite unter, welche im römischen Stil gehalten ist. Die Suite wurde aus zwei Doppelzimmern geboren, welche miteinander verbunden sind. Leider wurde auf eine Schiebetüre zwischen den Räumen verzichtet, sodass nicht beide Räume gleichzeitig zu unterschiedlichen Aktivitäten wie lesen und TV schauen genutzt werden können. Schade. Aufgrund der Metamorphose von zwei Doppelzimmern zu einer Suite gibt es zwei Badezimmer. Diese sind leider zu wenig unterschiedlich, sondern mehrheitlich in ihrer Funktion erhalten. Die Einrichtung ist äusserst gediegen. Die Betten bequem und die Polstermöbel stimmig. Eine eigene Nespresso Maschine liefert unbegrenzte Mengen Kaffee, frische Blumen schmücken die Räume und Kreationen von Starkoch Christian Bau stehen anstelle einer Früchteschale bereit. Cool.

Der SPA Bereich ist mittig unter der Rezeption angebracht, einem römischen Atrium ähnlich. Aussen sind ausreichend Liegestühle vorhanden und innen säumen die Liegen den Pool. Das Wasser im Pool und im «Jacuzzi» hätte angesichts der kühlen Aussentemperaturen etwas wärmer sein dürfen. Der Sauna Bereich ist sehr nett angelegt und lädt zum Verweilen ein. Die Vital Massage mit warmem Traubenkern Öl (mit etwas Minzen Öl ergänzt) hat einen vitalisierenden Effekt. Wunderbar entspannt sich die Muskulatur und der Körper – den fleissigen Händen sei Dank. Die Frauen der Schöpfung können ihre Erlebnisse bei einem «Vinoble Mini Lifting» sammeln. Mittels Weinsäurepeeling (Pinot Noir) wird die Haut verjüngt, erfrischt und schlussendlich gestrafft – alles dank der kostbaren Rotweinextrakte. Sehr zu empfehlen. Viele andere Anwendungsmöglichkeiten runden das grosse Angebot ab.

Das Frühstückbuffet entspricht den Erwartungen anspruchsvoller Gäste. Die Auswahl an frischen Säften ist riesig. Als Schweizer wünschen wir uns ein grösseres Angebot an frischen Käsesorten. Das Birchermüesli erinnert eher an ein klebriges Porridge, statt an eine herrlich, frische Schweizer Spezialität.

Eierspeisen werden wunschgemäss frisch zubereitet und unterschiedliche Brötchen und Brotsorten runden das Angebot ab.

Gastronomie

Die Scheune

Traditionell saarländische Gerichte kommen im gemütlichen Victor’s Landgasthaus auf den Teller. Das Ambiente entsteht durch viel Holz und eine Landhausküche. Das Konzept macht Sinn, ist aber nicht vollends durchdacht. So krakeln wir durch den dunklen Biergarten und suchen den Eingang. Die Stühle sind unbequem und wackeln allesamt. Zum Glück macht die Scheunen Stimmung den ersten Eindruck vergessen. Wir bestellen ein Carpaccio von grünen und weissen Spargeln mit Erdbeeren. Es schmeckt ausgesprochen lecker, was die Küche auf den Teller zaubert. Sowohl die grüne Vinaigrette aus Zwiebeln, Petersilie, Zitrone und etwas Zucker als auch die Dekoration aus frittiertem Ruccola schmeckt in der Kombination ausgezeichnet. Ein Thunfisch Steak ist ideal rosa gebraten und eine Wasabischaumsauce ergänzt das Gericht ideal. Beim Filetieren müsste die Sehne entfernt werden, dann wäre das Gericht perfekt.

Auf der Haut gebratener Zander mit Kartoffelgratin und Bohnen im Speckmantel munden ebenfalls ausgezeichnet. Das Schokotörtchen mit flüssigem Kern und Vanilleeis ist perfekt abgestimmt. Bravo. Dem Tonkabohnen Mousse wurde Schokolade zugemischt, was den leicht bitteren, natürlichen Geschmack von Vanille, Karamell, Marzipan oder Mandeln leider verfälscht respektive inexistent macht.

Bacchus

Eine Auswahl von Speisen entlang der Mittemeerküste bietet das Bacchus in der mediterranen Villa. Das Personal ist ausgesprochen aufmerksam. So werden Getränke nachgeschenkt und Fragen nach Wünschen verbal und nonverbal kommuniziert. Leider sind die Sitzgelegenheiten im Bacchus auch nicht ideal. Die Oberschenkelauflage ist zu hart, was für ein langes Menü nicht vorteilhaft ist. Manchmal dauert es etwas zu lange zwischen den Gängen. Müsste nicht sein. Wir bemerken einige Kinder vom Säugling bis zum Teenager unter den Gästen. Dank der guten Erziehung der Eltern stören sie keinen Augenblick, sondern tragen zu einem familiären Ambiente bei. In diesem Haus lernen wir auch auf Empfehlung einen alkoholfreien «Prisecco» kennen, welcher trocken würzig deal zum Essen passt.

Winterlicher Salat mit Wildschwein Trockenschinken und Nussgarnitur an einer stimmigen Sauce, welche für unseren Geschmack leider etwas zu süss ausfällt. «Prunier» Caviar vom Caviar-House schmeckt toll, es fehlt uns allerdings das leichte, frische Knacken, wenn wir des Störs Laich an den Gaumen drücken. Die Creme Fraiche und Plinies sind schmackhaft und passen perfekt. Hervorragend schmeckt uns auch die Mango-Madras-Curry Suppe mit Mandelsplittern. Die Kombination von super fruchtig und würzig mit kleinen, inzwischen aufgeweichten Stücken von getrockneter Mango ist genial. Herrlich. Die Tagliatelle mit Trüffel schmecken nach einer Extrazugabe von Trüffelbutter auch so intensiv, wie sie riechen. Die Filet Rinderspitzen sind hauchzart gebraten und passen perfekt zu den frischen Teigwaren. Bravo.

Die geschmorte Kalbs- und Rinderbacke an Rotweinsauce ist eher unbedeutend. Die Sehnen sollten eigentlich nach zwei/drei Stunden Garzeit gallertartig aufgeweicht sein, was in diesem Fall nicht wirklich passiert ist. Auch die Reduktion war eher unbedeutend – vom Rotweingeschmack ist fast gar nichts mehr vorhanden. Kalb und Rind zu unterscheiden ist schwierig. Zu lange sind die beiden in derselben Beize zusammen gelegen. Der Stampf aus Sellerie und Kartoffel ist ein Püree ohne kleine Kartoffel Stücke. Der Anteil Sellerie ist so gering, dass ich den Geschmack dieses Wurzelgemüses vollends vermisst habe. Die Wildschweinmedaillons sind sehr zart, da diese auf den Punkt gegart sind. Wacholderrahm ergänzt das Wild ideal. Saisonaler Spargel, grün und weiss, in 15mm grosse Raupen geschnitten, mit einer leichter Hollandaise krönt diesen Gang.

Riesig kommt das Rinderfilet auf den Teller, perfekte Garstufe «à point»: Das Fleisch wird bei mittlerer Hitze «auf den Punkt» gegart. Die Kerntemperatur beträgt ca. 65º C und ist von innen nach aussen gleichmässig rosa gefärbt, wie die Farbe des Fleischsaftes. Die Markkruste gibt dem Filetstück einen tiefen Geschmack und kann je nach Gusto des Gastes mengenmässig variiert werden.

Das Timbal von Lachs und Jakobsmuschel zeichnet sich dadurch aus, dass der Lachs ausserordentlich gut angebraten eine perfekte Kruste bildet. Daneben gehen die zarten, auf den Punkt gebratenen glasigen Jakobsmuscheln unter. Irgendwie schade. An einem Abend erleben wir, dass von drei Fischmenüs auf der Karte deren zwei bereits ausverkauft sind und nehmen an, dass dies ein einmaliges Versehen ist.

Bei den Desserts erleben wir kleine Wunder der Unterschiede und der Geschmäcker: Das Krokantparfait harmonisiert perfekt mit der rund 65 prozentigen dunklen Schokolade – leicht, herb und nicht zu süss.

Victor’s Hotels erfüllen unsere hohen Erwartungen, zeigen in den geschilderten Punkten Verbesserungspotenzial und bieten zahlreiche Anreize, um bei künftigen Reisen wieder neue Erfahrungen machen zu können.

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