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Auf Spuren weltberühmter Denker, Komponisten und Dichter – Thüringen


Prolog: Grandiose und weltberühmte Komponisten und Dichter wählten Thüringen als ihre Wirkungsstätte: von Johann Sebastian Bach über Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller bis hin zu Franz Liszt und Richard Wagner als auch Martin Luther. Originalschauplätze sind wahre Pilgerstätten für Fans aus aller Welt. Die Liste bedeutender Helden ist lang. Wer auf ihren Spuren ins Land reist, kommt zudem in den Genuss zahlreicher Konzerte und Aufführungen.

Erfurt

Was gibt es Schöneres, als nach einem Streifzug auf den Lebensspuren all dieser Genies jenen berühmten Melodien zu lauschen. Die Auswahl an Möglichkeiten ist gross. Die Domstufen-Festspiele versprechen höchste musikalische Hörgenüsse. Wir dürfen dem Treiben unterhalb des Doms zuschauen – ja zuhören. Die Oper Carmen wird durch eine realistische Milieuschilderung, Dramatik und schicksalhafte Tragik inszeniert. Die Handlungsdarstellung auf dem Schrottplatz mit ehrwürdiger Begleitung von Dom und Severikirche hinterlässt bleibende Eindrücke. Die nahezu perfekten Klangbilder der Sänger und des Orchesters fordern zu Recht tobenden Applaus. Carmen wird nicht nur in Erfurt zu einem der grössten Welterfolge der Operngeschichte, welche dem Komponisten Georges Bizet zu verdanken sind. Autos fahren auf die Bühne und schwere SUVs klettern Stufen hoch. Der Intendant und Schweizer Konsul in Thüringen, Guy Montavon, beantwortet meine Frage nach den Gründen, wieso jährlich über 40000 Liebhaber „seine“ Festspiele besuchen: „Unsere Besucher kommen mehrheitlich wegen dem Spektakel. Eine entsprechende Musikqualität wird vorausgesetzt. Die Gäste erwarten Actionund das zeigen wir ihnen seit Jahren erfolgreich“.

Eine Stadttour in der Bundeshauptstadt bringt uns vorbei an den Flussufern der Gera, der Denkmal Geschützen Altstadt mit der Krämerbrücke – die niemand findet, weil sie nicht als solche typisch erkennbar ist – der bedeutenden Predigerkirche im Stil der Bettelorden Architektur und dem Augustinerkloster, wo Luther von 1505 bis 1511 als Mönch lebte. Zurückkommendauf die Krämerbrücke, ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt, nämlich die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas: Sie wurde zunächst aus Holz und 1325 aus Stein errichtet. Ursprünglich war die 120 m lange Krämerbrücke mit 62 schmalen Häusern bebaut, die später zu 32 Häusern zusammengefasst wurden. Von den beiden ehemaligen Brückenkopf-Kirchen an den beiden Enden der Brücke existiert heute noch die östliche Ägidienkirche mit imposantem Turmausblick. Auf der Krämerbrücke befinden sich Galerien und Lädchen mit Thüringer Blaudruckstoffen, handbemalter Keramik, Lauschaer Glas, Schmuck und Holzschnitzereien wie die des Puppenbauers Martin Gobsch, welcher Puppen für Marionettenspieler in ganz Europa herstellt. Beeindruckend.

Meiningen und Gotha

Weiter geht es im spannenden Thüringer Komponistenreigen mit Richard Strauss, der zunächst als Kapellmeister an den Meininger Hof kam. Ein Schlossrundgang durch den Musenhofgehört zu jedem Besuch der idyllischen Stadt an der Werra. Herzog Georg II von Sachsen-Meiningen und seine Frau entwickelten damals Konzepte, welche heute im Musenhofzu erkunden sind. Vor über 100 Jahren sorgten deren Musiker und Schauspieler auf ihren Tourneen im In- und Ausland bereits für künstlerische “Aha-Erlebnisse“. Auf eine Zeitreise ganz besonderer Art führt einem das Theatermuseum mit der Zauberwelt der Kulissen. Die Meiniger Bühnenmalerei nennt 275 Originalkulissen ihr Eigen. Darunter Bühnenbilder und -dekorationen von Hamlet, Wilhelm Tell, Wallensteins Lager oder Das Käthchen von Heilbronn.

In Gotha steht Schloss Friedenstein mit dem Eckhoftheater im Westturm. Zwischen 1681 und 1687 entstand das barocke Schlosstheater. Eine originale Schnellverwandlungsmaschinerie des Mailänder Bühnenbildners Giacomo Torellistellt sicher, dass 12 Bühnengehilfen innerhalb von wenigen Sekunden das Bühnenbild während der Vorstellung wechseln. Einzigartig. Herzog Ernst der II gründete mit einer Gruppe von Schauspielern 1775 das erste deutsche Hoftheater. Conrad Eckhof, Mitgründer und Zeitgenosse Goethes spielte Werke von Coldoni, Molière, Voltaire und Shakespeare. Der klassischen Barockaufführung Marc’Antonio e Cleopatralauschen wir auf Italienisch. Berauschend, wie sich die Serenata von Liebe und Tod durch die Vorstellung schlängelt. Die beiden Sängerinnen leisten einen achtbaren Job und verzaubern alle Zuschauer während der rund 100 Minuten im leider viel zu heissen Theater.

Das herzogliche Museum gegenüber dem Schloss birgt viele Schätze des Herzogs Ernst II von Sachsen-Coburg. Wunderbar ist die Skulpturenhalle, welche mehrheitlich klassizistische Plastiken von Jean-Antoine Houdon ausstellt – ein Meisterwerk darunter ist Diana.

Weimar

Die UNESCO-Weltkulturerbestadt Weimar brilliert auf musikalischem Terrain mit dem Erbe einer ihrer grössten Persönlichkeiten: dem begnadeten Klaviervirtuosen und Komponisten Franz Liszt. In Wohnhaus des Tastenlöwen – so ein überlieferter Spitzname – empfing er seine internationale Schülerschar zum Klavierunterricht. Das Wohn- und Arbeitszimmer als zentraler Salon blieb in der ursprünglichen Einrichtung erhalten, auf der Beletage können sowohl der Bechstein-Flügel als auch das Ibach-Klavier, auf denen er seine Schüler unterrichtete, besichtigt werden. Nicht nur zu Liszts Zeiten wurde in diesem Haus musiziert, auch heute noch liegt Musik in der Luft – ganz besonders von April bis Juli. Dann finden an mehreren Tagen im Monat Konzerte auf dem originalen Bechstein-Flügel statt, präsentiert von Studenten der Hochschule für Musik.

Fast 50 Jahre lang bewohnte Johann Wolfgang von Goethe das im barocken Stil erbaute Haus am Frauenplan (Platz). Es wurde nach den Vorgaben des Dichters umgebaut und gestaltet. Heute ist es weitgehend im Zustand während Goethes letzten Lebensjahren zu besichtigen. Eindrücklich sind das Anwesen und vor allem sein Arbeitszimmer zum Garten. Rund 100'000 Gegenstände hat Goethe während seinem Leben gesammelt – ein Zeugnis dafür, dass er viele Gäste empfangen hat, welche alle ein «Mitbringsel» für den grossen Dichter im Beutel hatten...

Als Highlight im Frühjahr 2019 wird das neue Bauhaus Museum eröffnet.

Im geschichtsträchtigen Deutschen Nationaltheater sehen wir die Premiere von Shakespeares McBeth unter der Leitung von Christian Weise auf Deutsch. Die schräge, mehr anwidernde Inszenierung im Angesicht von Mord und Macht braucht eine dicke Haut um 120 Minuten dem nackten Treiben zusehen zu können. Ob Mann oder Frau agiert, spielt keine Rolle mehr, alle werden zu Schreck-Gestalten. Auf diese Weise stellt Weimar erneut Shakespeare’s Tragödie auf den Kopf. Auf den Kern reduziertes Personal steckt der Regisseur in Fettanzüge mit hängenden Brüsten und Pimmeln und entstellt so seine Darsteller als unförmige Familie Frankenstein zu schottischen, blutrünstigen und widerwärtigen Tyrannen – bis in den Tod.

Ein Muss in Weimar ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Dort finden aus Platzgründen alle 30 Minuten maximal 25 Personen Einlass. Die Witwe, Regentin, Mäzenin und Komponistin des verstorben Herzogs Ernst August II von Sachsen-Weimar-Eisenach sammelte und hinterliess dem Volk eine Bilder- und Büchersammlung von unschätzbarem Wert. Ab 1766 stand der Herzoglichen Bibliothek ein eigenes Gebäude zur Verfügung. Das Haus erhielt einen Büchersaal mit zwei Galerien im Stil des späten Rokoko. Im Jahr 1832 hat der Bücherbestand bereits 80'000 überschritten. Ein verhehrender Brand zerstörte 2004 rund 50’000 der unersetzbaren Werke vollständig. 62'000 Werke wurden durch das Feuer und Löschwasser zum Teil stark beschädigt und mussten mühsam und sorgfältig von Hand restauriert werden. Heute zählt der Bestand etwa 1 Million Bände, darunter zirka 200’000 aus der Zeit vor 1850. Die Bibliothek versteht sich mittlerweile als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der Zeit um 1800.

Epilog: Thüringen ist ein Bundesland, welches massenhaft Geschichte, Kultur und Kunst vereint. Nie wird man des Sehens und Hörens müde. Immer wieder tauchen Zeitgeschichte, Höhepunkte und wohlklingende Namen auf, welche auf der Zunge zergehen: Goethe, Schiller, Bach, Liszt, Luther... Thüringen, wir kommen wieder.

www.thueringen-entdecken.de

www.erfurt-tourismus.de

www.meiningen.de

www.stiftungfriedenstein.de

www.weimar.de

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