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AutorenbildDaniel Jauslin (dja)

Grischun alpin – im Dialog mit den Bergen


Hoch hinauf zum Glitzern der Gletscher und wieder hinunter zu den Palmen am Lago di Poschiavo – keine andere Bahnlinie verbindet den Norden und Süden auf so wundervolle Weise wie die Bernina Express Strecke: Es geht in modernen Panoramawagen durch 55 Tunnels, 196 Brücken werden überquert und Steigungen bis zu 70 Promille mit Leichtigkeit gemeistert. Ein Kulturgenuss und Naturerlebnis vom Feinsten.

Erste Etappe

In Chur besteigen wir den gut besetzten roten Wagon der Rhätischen Bahn, welcher uns via Albula nach Tirano (I) bringen soll. An Bord gibt es eine WIFI Verbindung, welche allerdings nur für den spannenden, bahninternen Reiseführer zu gebrauchen ist. Wir geniessen die hohen Panoramafenster und die sensationelle Aussicht. Gleichzeitig vermissen wir in der ersten Klasse 230V Anschlüsse zum Laden von Handys und Co. Auch die Sitze sind nicht wirklich bequem für die knapp 4,5 Stunden bevorstehende Fahrt. Die mehr als 100 Jahre alte Bahnstrecke ist bezüglich Bautechnik und Linienführung eine Meisterleistung. Das harmonisch in die wilde Natur eingebettete Paradestück der Bahnpionierzeit zwischen Thusis und Tirano zählt seit Juli 2008 zum UNESCO Welterbe. Namhafte Höhepunkte sind die Kehrtunnels zwischen Preda und Bergün sowie der Landwasserviadukt bei Filisur. Leider sind die Panoramascheiben nicht entspiegelt – was viele Touristen gar nicht realisieren, denn auf jedem Bild ist der Fotograf kostenlos als Spiegelbild zu sehen – schade. Unser erster Stopp auf der Berninalinie: Die Alp Grümist das einzige Restaurant, welches nur per Bahn oder zu Fuss zu erreichen ist. Wir geniessen die Gastfreundschaft und unser ortstypisches Mittagessen auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf den Palügletscher und plaudern mit Primo Semadeni – dem charmanten Gastgeber der Herberge. Auf dieser Höhe schmecken uns besonders die Pizzoccheri,eine Spezialität mit lokalen Buchweizennudeln, angereichert mit Kartoffeln, Gemüse, Käse, Knoblauch, Butter und mit Salbei serviert. Übrigens kann man hier auch bequem und kostengerecht übernachten.

Jetzt nehmen wir den rund 90-minütigen Abstieg nach Cavaglia in Angriff. Auf festem Schuhwerk wandern wir bei prächtigem Sonnenschein entlang eines historischen Saumwegs. Dieser Abschnitt bietet herrliche Ausblicke auf den Piz Palü. Anschliessend kommen wir am Wasserkraftwerk und See vorbei. Der Weg führt 400 Höhenmeter weiter entlang einer Schlucht bis nach Cavaglia. Dort angekommen besuchen wir den grössten Gletschergarten Europas, wo sich im Laufe von Jahrtausenden eindrucksvolle Gletschermühlen mit bis zu 15 Metern Tiefe geformt haben. Später steigen wir in einen Open-Air-Waggon und erleben die luftige Fahrt bis ans Ufer des Lago di Poschiavo in Le Prese. Wir erholen uns am See von unserer ersten, erlebnisreichen Etappe mit dem Bernina Express.

Zweite Etappe

Am Morgen lernen wir den Kräuterproduzenten Reto Raselli kennen. Er kultiviert Bergkräuter, die unter anderem für feine Tees (Ricola) oder auch Salamis verwendet werden. Die Felder in Le Prese werden mit viel Sorgfalt und nach den strikten Regeln der biologischen Anbauweise bestellt. Es riecht wunderbar nach frisch getrockneter Bio Kamille. Weiter geht es im Panoramawagen der RhB durch das Kreisviadukt bei Brusio, und anschliessend überqueren wir die Grenze zu Italien, wo uns die Madonna di Tiranobegrüsst. Wir schlendern durch die Altstadt und freuen uns nach dem Essen auf ein herrliches, erfrischendes Gelatoaus der Gelateria der Zwillingsbrüder Toldo. Zufrieden und satt lehnen wir uns im Panoramawagen zurück und geniessen die Rückfahrt von Tirano entlang der Bernina- und Albulalinie zurück nach Chur. Die Bahnstrecken zwischen Thusis, St. Moritz und Tirano sind hervorragende und technisch innovative Beispiele für die Erschliessung der hochalpinen Landschaft und erheben Anspruch, zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen der Welt zu gehören. Die Strecke führt durch eine überaus reiche Kulturlandschaft. Die Kunstbauten der Bahn bilden mit der besonderen Topographie eine harmonische Einheit. Nebst Augenschmaus bietet der Bernina Express auch Gaumenschmaus. Wir essen ein Alpenwirt Salsiz mit Birnenbrot auf eigenem Brett –regionale Spezialitäten aus dem Bergkanton – sie tragen zu einem stimmigen und authentischen Bernina Express Erlebnis bei.

Fazit

Im Panoramazug des Bernina Express wird die Schönheit der Alpen auf eindrückliche Weise erfahrbar. Dabei gibt es auf der gut viereinhalbstündigen Fahrt einen landschaftlichen Szenenwechsel der Extraklasse: Zuerst den rauen Charme des Hochgebirges fühlend, findet man sich wenige Stunden später im mediterranen Tirano unter Palmen wieder und erlebt Italianità pur. Das Albulatal mit seinen tiefen Schluchten, wilden Gebirgsbächen und imposanten Kunstbauten, das von Gletschern und tiefblauen Bergseen geprägte Engadin und das sonnenverwöhnte Puschlav sind dabei nur einige der landschaftlichen Höhepunkte und bilden eine kontrastreiche Kulisse auf dieser 144 Kilometer langen Strecke.

www.rhb.ch/de/panoramazuege/bernina-express

www.alpgrum.com/alp-grum/

www.ghiacciai.info/html_de/posizione/index.htm

www.hotel-leprese.ch

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