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AutorenbildDaniel Jauslin (dja)

En route en France


Château de l’Eperviere

Im Südburgund liegt ein aussergewöhnlicher, zur «Les Castels» Vereinigung gehörender, Campinglatz». Château de l’Eperviere heisst das Prachtstück, welches jeweils von April bis und mit September geöffnet ist. Auf 11 Hektaren verteilen sich 120 grosszügige Stellplätze. Nur wenige hundert Meter entfernt fliesst der Fluss Saone, welcher ruhig Richtung Süden unterwegs ist, um dereinst bei Lyon in die Rhone zu münden. Ob mit Wohnwagen, Zelt oder Wohnmobil – überall sind schattige Plätze vom Schloss weg vorhanden. Auffallend gross und gut gepflegt präsentieren sich die Parzellen. Wer gerne ohne den Hausrat unterwegs ist, kann sich als Alternative im Schloss eine Ferienwohnung mieten. Wir haben unsere Plätze direkt am kleinen Fischweiher bezogen. Gepflegter Rasen, Enten, Fische, Bisam, Fischreiher und anderes Getier fühlen sich sichtbar und manchmal hörbar wohl.

Unsere Parzellen bieten Strom, andere können auch mit Wasseranschluss gebucht werden. Da wir weit über 100 Liter Frischwasser an Bord haben, reicht uns dieses für drei Nächte. Wir betrachten den Platz nicht nur als Zwischenstopp auf der «Autoroute du Soleil» gen Süden, sondern empfehlen allen Campern, sich dort ein paar Tage vom Alltagsstress zu erholen. Das Château de l’Eperviere bildet die Grundlage für erholsamen Urlaub. Ein Restaurant mit «Take Away», eine Bar, ein Spielzimmer, ein kleiner Shop, WLAN (Leistung eher schwach), ein Gewölbekeller aus dem 14. Jahrhundert für Weinproben, ein Spielplatz für Junge und Junggebliebene sowie beheizte Pools, innen und aussen, lassen bei den sommerlichen Temperaturen unsere Körper abkühlen. Bravo. Die Poolanlage ist mit ausreichend Liegestühlen bestückt und hat zusätzlich ein Nichtschwimmerbecken. Die Sanitäranlagen verteilen sich auf zwei Gebäude und liegen deshalb stets nahe am eigenen Platz. Wir haben diese immer sauber und gepflegt angetroffen. Seit neun Jahren zieren verdient fünf Sterne das herrliche Anwesen. Für ein überdimensioniertes Wohnmobil – einen 12 Meter Concorde Centurion (Preis ab ¾ Mio. Euro) – stehen zwei Plätze mit knapp 200m2 zur Verfügung, um bis zu 26 Tonnen sicher abstellen zu können. Cool. Am Abend erleben wir mystische Augenblicke, wenn sich die Sonne am Horizont für ein paar Stunden verabschiedet.

Mieten können wir Fahrräder in jeder Grösse, um auf ausgeschilderten Routen von 13 – 70 Kilometer durch die pittoresken Weinlandschaften zu radeln. Auf der Webseite des Château’s können wir auf Deutsch das Burgund bereits vor unserer Anreise erkunden und passende Aktivitäten planen. Abends sitzen wir gemütlich bei unserem Hymer und Dethleffs, geniessen die Abendluft, die Gesellschaft und hören Froschlurchen zu, wie sie während der Balz lautstark Weibchen anzulocken versuchen. Oft werde sie von Räubern wie Fledermäusen entdeckt und als willkommene Leckerei verspeist. Vor der Abreise leeren wir unseren Grauwassertank, füllen frisches Wasser auf und fahren voller Erwartung Richtung Süden.






Dethleffs Trend 90 T 7057 EB

2021 feierte Dethleffs sein 90-jähriges Bestehen mit diesem Jubiläumsmodell zum Sonderpreis. Ausgestattet mit einem kräftigen 165-PS-Motor und einer umfassenden Top-Ausstattung bringt der Trend 90 alles mit, um damit auf Reisen zu gehen. Unser Testwagen ist zusätzlich mit einem 9’’ grossen Touchscreen-Navigationssystem von Zenec, inklusive Apple-CarPlay und CaraControl ausgerüstet. Den Trend 90 gibt es als Teilintegrierten in acht beliebten Grundrissen und das mit einem attraktiven Jubiläums-Preisvorteil von mindestens 12’041 Euro. Wir testen die Version 7057 mit Einzelbetten im Heck. Das moderne Design hat uns sehr zugesagt. Die umfangreiche Serienausstattung, diverse sinnvolle Ergänzungen oder die verrottungssichere Bodenkonstruktion ohne Holzeinlagen, mit GFK verkleidetem Unterboden und Dach stellt sowohl eine lange Lebensdauer als auch einen hohen Werterhalt des Fahrzeugs sicher. So gehören Alufelgen, automatische Fahrerhaus-Klimaanlage, Leder-Multifunktionslenkrad und ein grosses Dachfenster in der Haube über dem Fahrerhaus ebenso zur Jubiläumsausstattung wie auch eine bequeme L-Sitzgruppe, Rahmenfenster mit integrierten Sicht- und Insektenschutzrollos, die 70 Zentimeter breite Aufbautür mit Fenster und Zentralverriegelung, Verdunkelungsjalousien im Fahrerhaus, das Light Moments Lichtpaket für stimmungsvolle Beleuchtung und noch vieles mehr.

Wir erleben den 165PS Motor als annehmbar. Starke Steigungen bedingen sofortiges Hinunterschalten, da das Dieseltriebwerk zwar ausreichend Leistung auf die Strasse bringt, aber es fehlt an Drehmoment. Aussen wie innen tritt der T 90 in einem trendigen Outfit auf. Dazu gehört das gefällige Exterieur in Weiss mit dem familientypischen, dynamischen Schwung, der markante Leuchtenträger im Heck und der in Wagenfarbe lackierte Stossfänger. Der Coupé-Einstieg an der Aufbautüre ist mit einer integrierten Stufe ausgerüstet. Diese Lösung ist suboptimal, da Reisende unter 180 Zentimeter, je nach Bodenbeschaffenheit des Platzes, nur mit Mühe aus- und einsteigen können. Im Wohnraum sorgt das moderne Interieurdesign mit einem Mix aus Holz und weissen Oberflächen mit klaren Linien für ein freundlich-wohnliches Ambiente. Zeitgemässe Polsterstoffe in hellem Grau passen hervorragend. Die ordentlich ausgestattete Gourmet-Küche mit Drei-Flamm-Kocher (weniger wäre mehr) und ausreichend Stauraum in den Schubladen mit Soft-Close-Einzug hat grosszügig Platz für die Zubereitung von Speisen. Das Raumbad mit separater Dusche und Toilettenraum, mit der Möglichkeit, Bad und Schlafzimmer zum Wohnraum hin abzutrennen, hat uns begeistert. Mit 741 Zentimeter Länge, einer Breite von 233 Zentimeter und nur 2.94 Meter Höhe fällt der 7057 grösser aus als wir angenommen hatten. Die grosse Heckgarage mit zusätzlichen Ablagefächern (leider ohne Durchreiche in den Innenraum) hat all unsere Reiseutensilien problemlos fassen können, zumal der Heckträger für drei Fahrräder mit an Bord ist.

Die XXL-Dachluke über der Fahrerkabine ist interessant – lässt aber auch mehr Hitze in den Innenraum. Viele offene Ablagemöglichkeiten über der Fahrerkabine, von der Sitzgruppe aus gut zugänglich, sind auch vom zentralen Hubbett (falls heruntergelassen) nur eine Armlänge entfernt. Die grosse Dusche reicht vollends aus. Das Bad ist ausreichen dimensioniert. Wir erleben aber auch, dass das Gesamtgewicht von 3.5 Tonnen eher zu knapp bemessen ist für eine Familie mit vier Personen. Mit vollem Wassertank schnell überladen, haben wir das zulässige Gewicht bereits überzogen. Der kleine TV steht zu weit in den Innenraum. So stossen wir uns immer wieder an. Bei den Heckbetten fällt das Sparen auf: nur eine Steckdose an einer Seite ist verbaut. Anstelle der vier Haken in der Küche wären kleine Ablagefächer für Schwamm und Spülmittel wünschenswert. Leider haben wir keine durgehend ebene Bodenstruktur im Fahrzeug. Die vielen unterschiedliche Niveaus im Innenraum sind tückisch. Der Tisch wackelt und ist zum Essen gänzlich ungeeignet. Zum Preis von 76000 Franken/Euro inkl. Extras bekommt man dennoch viel Wohnmobil.






Sunêlia, Le Clos du Rhône

Dieser Platz liegt in der Camargue direkt am Meer, ohne, dass wir es sehen können. Rundum sind Zäune und Dünen, welche einen direkten Zugang verhindern. Lediglich ein Tor (von 8 bis 20 Uhr geöffnet) führt zu geschützten, kleinen Sandstränden, die künstlich angelegt wurden. Mögliche Wellen werden so gebrochen und das Baden ist auch für Kinder kein Problem. Aber die wohltuende Weitsicht auf das Mittelmehr bleibt entsprechend verwehrt. Beim Check-In erhalten wir Armbänder, welche wir während des ganzen Aufenthalts tragen müssen. Sicherheitsangestellte sorgen dafür, dass keine Personen ohne Identifikation auf den 4-Sterne Campingplatz gelangen. 118 vorhandene «Cottages» ermöglichen Camping ohne Zelt oder Wohnwagen. Dazu kommen 257 Stellplätze für Wohnwagen, Camper und Zelte. Drei sanitäre Anlagen sind für einen Platz wie diesen ausreichend – ausser wenn ausgerechnet in der Hochsaison eine davon nicht in Betrieb ist. Für uns sind diese Anlagen zu wenig sauber. Kein Problem, wir duschen im Wohnmobil. Die Poolanlage ist kinderfreundlich, hat eine grosse Rutsche und einen abgegrenzten Pool, ausschliesslich für Erwachsene. Leider zählen ältere Teenager auch als Erwachsene und belagern die Liegestühle untypisch schon früh morgens. (Achtung: In Frankreich herrscht die Regel, dass keine Badehosen im üblichen Schnitt als Bermudas getragen werden dürfen. Also unbedingt enganliegende Badehosen auf jede Frankereichreise einpacken.) Zusätzlich gibt es einen SPA Bereich, welchen wir nicht genutzt haben. Ein kleiner Laden, eine Snackbar und ein kostenloses Shuttle ins 1500 Meter entfernte Les Saintes Maries de la Mer gehören zum Angebot des Platzes. Dies ist zweifelsfrei einen Ausflug wert.

Leider entpuppen sich die Stellplätze als karg, ungepflegt und eher klein. Überall liegt Sand und Moskitos sind allgegenwärtig. Hecken und Bäume sind ungeschnitten und zwingen beim Manövrieren den Fahrern ihr Können ab. Abends ist Animation angesagt – sehr laut und zum Teil duellieren sich zwei Vorstellung gleichzeitig nur 30 Meter voneinander entfernt. Das Inferno dauert bis 23:30. Wie können Kinder so schlafen? Wir können uns nicht einmal bei unseren Stellplätzen richtig unterhalten. Der Wind ist zum Teil so stark, dass wir unsere Markisen einrollen mussten, bevor diese eine Metamorphose zum Drachen erleben. Auch hier klappt die Entsorgung einwandfrei und wir können unsere Reise gut vorbereitet fortsetzen.






Hymer Tramp S 680

Der Hymer Tramp S bietet einen Einstieg in die Welt des mobilen Reisens auf Mercedes-Benz Sprinter Niveau: Der Aufbau auf dem Originalrahmen mit Frontantrieb wirkt sich spürbar auf die Zuladungsreserven sowie die Stehhöhe im Fahrzeug aus und bringt zudem zahlreiche Fahrassistenzsysteme mit sich. Im Grundriss 680 hat uns der Tramp S mit den zwei grosszügigen Längseinzelbetten, dem zum Wohnbereich abtrennbaren Raumbad und dem Hubbett über der L-Sitzgruppe gefallen. Eine Länge von 739 Zentimeter und eine Breite von 229 Zentimeter Metern sind beinahe schon sportive Dimensionen. Zahlreiche Assistenzsysteme, wie ein Seitenwindassistent, ein aktiver Bremsassistent oder der aktive Abstands-Assistent DISTRONIC sorgen für ein hohes Mass an Sicherheit und Fahrkomfort.

Innen trumpft er mit einem modernen Zusammenspiel von Hochglanzoberflächen in Kombination mit matten, haptisch ansprechenden Oberflächen sowie dem akzentuierten Holzdesign der Möbel auf. Auch im Hymer wackelt der Tisch. Hier ist Handlungsbedarf angesagt. Das im Grundriss 680 integrierte Raumbad mit separater Dusche bietet überraschend viel Platz. Bravo. Zudem ist der Schlafbereich inklusive Bad zum Wohnbereich hin abtrennbar. Eine einladende Sitzgruppe – leider in unpassendem, empfindlichem Schwarz, bietet zwei eher unbequeme Sitze mit Gurten. Eine integrierte raumhohe Garderobe verfügt ausserdem über Stauraum für leichte Jacken und Kleider.

Das Fahrzeug ist serienmässig mit einer Diesel-Warmluftheizung mit Boiler ausgerüstet, die sich aufgrund der wegfallenden Gasflaschen nicht nur positiv auf das Gewicht und den Stauraum auswirkt, sondern durch den Betrieb mit Diesel auch für gesteigerte Autarkie auf Reisen sorgt. Der Platz für die beiden kompakten 3 Liter-Gasflaschen für den Herd und das Warmwasser ist weiterhin vorhanden. Darüber hinaus wartet der Tramp S auch im neuen Grundriss serienmässig einen raumhohen 152 Liter-Kompressor-Kühlschrank auf. Die Küche zeigt sich in hellem Design mit einer abgeschrägten Seitenkontur der Front, die eine geräumigere Optik sowie eine ergonomischere Nutzung der Küche ermöglicht. Leider fehlt ein Dampfabzug. Der grosse Panorama-Dachlüfter im Wohnbereich lässt viel direktes Tageslicht herein und schafft damit angenehme, natürliche Lichtverhältnisse im Fahrzeuginneren. Das auffallende Beleuchtungskonzept basiert auf LED-Technologie und überzeugt mit mehreren Lichtebenen. Der Powertrain passt hervorragend.

Die Klimaanlage reicht sogar für die beiden Passagiere in der zweiten Reihe – trotz Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke. Die Antischlupfregelung hat bei unserem Test sehr schlecht abgeschnitten. Wir erleben durchdrehende Räder bei unbefestigten Strassen mit Steigung. Der kleine Kasten beim Eingang ist ein Kopfkiller und sollte einfach weggelassen werden. Das elektrische Hubbett macht eine gute Figur. Die Polsterung der dünnen Matratze hingegen ist nur für Kinder geeignet. Den kleinen TV kann man einfach weglassen, solange keine Satelliten Antenne auf dem Dach angebracht wird. Viel besser wären Halterungen für Tablets mit USB-Anschluss. Die serienmässige Heckkamera hat zwei Winkel. Auch ungeübte Piloten haben einen ausgezeichneten Überblick.






France Passion

Die «Formule Invitation» wurde von einem Verleger einer Weinzeitschrift ins Leben gerufen. Er hatte nicht nur die steigende Anzahl von Wohnmobilen in den Weinbaugebieten Südfrankreichs bemerkt, sondern auch die Schwierigkeit, im ländlichen Raum einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. Seine Idee bestand darin, Winzern ein Einladungsprogramm vorzuschlagen, im Rahmen dessen Wohnmobilfahrer das ganze Jahr über für eine Übernachtung oder 24 Stunden Ruhe und Entspannung auf ihrem Anwesen finden können. 1993 übernahmen mehrere Weingutbesitzer dieses Konzept mit dem Ziel, auf diese Weise den Aufenthalt für Wohnmobilfahrer zu vereinfachen und zu bereichern. Durch die freundliche Unterstützung des „Vignerons indépendants de France“ (Französischer Verband unabhängiger Winzer) konnte das „Einladungsprogramm“ ab 1994 auf die Weinbaugebiete Elsass, Bordelais, Champagne, Bourgogne, Jura und das Loire-Tal ausgedehnt werden. Dank einer Vereinbarung mit den Landwirtschaftskammern und der Vereinigung „Bienvenue à la ferme“ (Willkommen auf dem Bauernhof), können sich seit 1997 auch Erzeuger von Käse, Honig, Obst usw. am „Einladungsprogramm“ beteiligen. Heute gibt es in ganz Frankreich France Passion-Etappen. Damit reagiert das „Einladungsprogramm“ auf die ständig wachsende Zahl von Wohnmobilfahrern, die nicht nur aus Frankreich kommen, sondern auch aus Belgien, England, Schweden, Italien, Finnland und der DACH Region. Im 30. Jahr seines Bestehens wird das Einladungsprogramm in 91 Départements von 2100 Winzern, Landwirten, handwerklichen Betrieben, Landgasthäusern und - last but not least - Wohnmobilfreunden unterstützt!

Wir haben schon unzählige Gastgeber in ganz Frankreich besucht und waren bis auf eine Ausnahme sehr angetan. Am Beispiel von Thierry Valette aus Le Cresse können wir diese Trouvaille, direkt am kleinen Fluss Tarn liegend, wärmstens empfehlen. Auf der Wiese unter den Bäumen, welche die Tarn säumen, sind fünf Camper willkommen. Der Biobauer mit dem Hof namens «La Ferme de Pinet» bringt uns auf Vorbestellung warmes Essen in unsere Wagenburg. Frische Omeletten und mit Biogemüse gefüllte Crêpes sind einfach, aber herrlich zubereitet. Als Dessert ein frischer Joghurt aus Ziegenmilch. Etwas körnig aber eine willkommene Abwechslung. Der Fluss Tarn ist rund 380 Kilometer lang und fliesst dort eher gemächlich. Ab und zu passieren uns Kayakiste, zu Deutsch Kayakfahrer. Wir können uns abkühlen, uns treiben lassen und sogar an einem Sandstrand die malerische Umgebung auf unsere organische Festplatte einbrennen. Eine Kapelle des 12. Jahrhundert liegt nur wenige Meter entfernt. Hier hätten wir es ein paar Tage aushalten können – aber unser Zeitplan verlangt Opfer. Thierry – wir kommen wieder.




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