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Test Aston Martin DB11 Volante Cabrio


Der Brite steht da wie eine Skulptur von Jean Arp. Schnörkellos, attraktive Linien, perfekte Dimensionen – alles passt zusammen. Das ist die hohe Kunst des Designs. So soll ein Auto aussehen. DB 11 Volante wird der 475 cm lange Spross getauft. Etwas plump, aber blaues Blut hat nun mal seinen Stammbaum.
Wie schon der athletische Vater namens GT überzeugt auch das Cabrio mit anziehenden Linien und markanten LED-Leuchten – ein echter, offener Verführer eben. Das wohl wichtigste an einem Cabriolet ist das elektrohydraulische Verdeck. Hier trumpft der Volante mächtig. Das achtlagige Stoffverdeck öffnet sich in 14 Sekunden und braucht zwei Sekunden länger, um sich zu schliessen. Das Dach kann auch über den Schlüssel aus der Ferne bedient werden oder während der Fahrt bis 50 km/h. Cool. Aufgefallen ist sofort, dass der Sprössling das Verdeck ausgesprochen leise öffnet und schliesst – wie es sich mit einem Stammbaum aus Gaydon gehört. Der neue Verdeckmechanismus ist zudem klar kompakter, so dass der offene DB11 jetzt mit rund 230 Litern 20 Prozent mehr Gepäckraum als sein Vorgänger DB9 aufweist. Das kleindimensionierte Stoffverdeck spannt sich straff über Pilot und Co.

Im YouTube Video hört ihr den Sound dieses Boliden

Technische Daten

Angetrieben wird das Cabrio vom Vierliter-V8-Twinturbo mit 510 PS in Kombination mit einer 8-Gang-Automatik. Torque-Vectoring-Kontrolle, Differential sowie elektrische Lenkunterstützung sorgen auch im Cabrio für die erwartete Sportlichkeit. Mit dieser Leistung hat uns der offene Brite in gut vier Sekunden auf Tempo 100 katapultiert. Wie der geschlossene Vater schafft der Volante rund 300 km/h V-Max.

Design

Die Differenzierung zum Coupé ergibt sich durch die Neugestaltung des Bereichs hinter den Sitzen. Die Brüstung trägt eine umlaufende Chromleiste. Hinter den beiden Sitzen sind die Überrollschutzelemente versenkt. Das Verdeck verschwindet unter einem festen Deckel. Der Kofferraumzugang fällt entsprechend beschränkt aus – was bei diesem Fahrzeug wirklich nicht stört. Die Sitzschalen werden wahlweise mit Carbon oder Edelholzfurnier belegt.

Technisch greift der Volante natürlich auf das Coupé zurück. Sprich, auch der Volante baut auf dem neuen Alu-Chassis auf, trägt den Vierliter-Biturbo-V8 mit 510 Pferdestärken samt Achtgangautomatik unter der Aluminiumhaube und vertraut beim Infotainment-System auf die Elektronik von Mercedes. Später könnte auch noch eine Version mit dem 5,5-Liter-V12-Biturbo mit einer Leistung von 608 PS und einem maximalen Drehmoment von 700 Nm im Volante folgen – wem 510 PS und 675 Nm nicht ausreichen…

Vergleich Schwanentüren DB9 vs DB11

Die schon vom Vorgänger DB9 bekannten „Schwanentüren“ schwenken beim seitlichen Öffnen leicht nach oben und erleichtern so den Einstieg. Cool. Das Einstellen der passenden Sitzposition, gelingt mit dem Symbolschalter rechts an der Mittelkonsole millimetergenau. Anschliessen fällt der Blick auf das Cockpit, in dem einige wenige Anzeigen das runde Zentralinstrument mit digitaler Tempoanzeige und dem umlaufenden Drehzahlmesser flankieren. Minimalistisch. Nicht ganz so stilsicher erscheinen die Luftausströmer aussen am Armaturenbrett. Und statt eines Handschuhfachs gibt es nur eine kleine Ablage zwischen den Sitzen, deren Lederabdeckung auf Knopfdruck elektrisch vor- und zurückfährt. Fantastisch. Ebenfalls «very british»: der gläserne Startknopf und die vier Drucktasten für das Automatikgetriebe unterhalb des Navi-Bildschirms. Nach dem Anlassen meldet sich der Biturbo-V8 zunächst mit einem gedämpften Grollen zu Wort, erst mit forciertem Gasgeben und dem Wechsel der Fahrprogramme kommt ein vollmundiges, aber nie zu bassiges oder gar bedrohliches Fauchen und Brutzeln hinzu. Ansprechverhalten und Leistungsentfaltung überzeugen in jeder Lebenslage, doch die Briten haben dem AMG-Triebwerk zusätzlich feine Manieren beigebracht und verzichten auf Donnerschläge aus der offenen Auspuffklappe. Im Standardmodus „GT“ bleibt der immerhin 1812 kg schwere Volante ein ganz kultivierter Gran Turismo, gleitet lässig und souverän auf der Drehmomentwoge.

Der Wechsel in Sport oder Sport Plus beeinflusst neben dem Auspuffsound auch die Gasannahme, Schaltzeiten und Dämpfer, im schärfsten Programm kommt sogar mein Spieltrieb zu seinem Recht. Denn es bereitet sagenhaften Spass, alle Antriebs- und Fahrwerkskomponenten auf hellwach zu stellen und ihre gewaltigen Reserven zu mobilisieren. Da lässt sich auch mal ein mitlenkendes Übersteuern provozieren, wobei die enorm präzise, gefühlvolle Lenkung den breiten Wagen (195 cm, mit Aussenspiegeln 206 cm) mit minimalen Korrekturen sauber auf Kurs hält. Doch mehr noch als der wandlungsfähige Charakter beeindrucken die Steifigkeit der Karosserie, die Handlichkeit und der Allwetterkomfort, denn dank der neuen Lenkradheizung, die den Kranz in zwei Minuten auf 36 Grad erwärmt, kann man den offenen Aston nun auch bei frostigen Minusgraden geniessen.

Mein Testfazit vom DB11 Cabrio

Immer wieder fällt mir auf, wie gestandene Männer mir neidische Blicke zuwerfen – sorry: dem Volante. Aston Martin hat es bewundernswerter weise es geschafft, als Supersportwagen bescheiden zu bleiben. Wer kann es sich heutzutage schon leisten, mit einem Ferrari oder Lamborghini zu einem Kunden zu fahren. Mit dem DB11 ist dies möglich, und immer lenkt der Kunde das Gespräch zur Auflockerung auf den einzigartigen Briten. Ich freue mich, dass der Volante im Stammbaum der Familie Aston Martin eintragen und als neuester Spross in der grossen, weiten Welt ganz vorne mitspielen wird.

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